Medien-Info-Mobil für Senioren

 
40,1 Prozent sind 65 Jahre und älter

Weinheim. Weinheim ist die derzeit „älteste“ Große Kreisstadt im Rhein-Neckar-Kreis. Dies geht aus einem ersten Vorentwurf des „Weinheimer Sozialberichtes“ hervor, den das Amt für Soziales, Jugend, Familien und Senioren dem städtischen Sozialausschuss vorgelegt hat. „Wir befinden uns an einer Startlinie und machen uns auf den Weg“, wird Oberbürgermeister Manuel Just in einer Pressemitteilung der Stadt Weinheim zitiert.

Aus dem Bericht geht unter anderem hervor, dass der sogenannte „Altenquotient“ bei 40,1 Prozent liegt, im Landkreis nur bei 37,7 Prozent. Am „jüngsten“ ist Hockenheim mit 33,6 Prozent. Der Altenquotient beschreibt das Verhältnis der älteren Bevölkerung zur Bevölkerung im Erwerbsalter, also nach aktueller Definition der 65-Jährigen und Älteren zu den 20- bis unter 65-Jährigen.

Ein hoher Altenquotient besagt, dass es relativ viele ältere Menschen in einer Bevölkerung gibt. Interessant ist: Prognosen im Hinblick auf das Jahr 2035 erwarten für Weinheim einen Quotienten von 51,6 Prozent (für den Kreis 52,8 Prozent), für Hockenheim 51,2 Prozent. Das bedeutet: In etwa 15 Jahren dürfte Weinheim im Durchschnitt der Großen Kreisstädte liegen.

Die Angleichung könnte im Zusammenhang stehen mit den Neubaugebieten, die in den nächsten fünf Jahren besiedelt werden. In der Regel ziehen mehr junge Familien zu als ältere Leute. Das Weinheimer Fachamt hatte den ersten Sozialbericht für Weinheim im Wesentlichen auf der Basis des Internetportals „Wegweiser Kommune“ erstellt, der wiederum von der Bertelsmann Stiftung gepflegt wird. Just sagte zu, dass die Arbeit an einem Sozialbericht weitergeht, soweit es im Fachamt personell zu leisten ist.

Ein Viertel muss „aufstocken“

Die statistischen Daten zur sozialen Lage und zum Arbeitsmarkt in der Stadt weisen für Weinheim im Vergleich zu den anderen Großen Kreisstädten nach Ansicht der Verantwortlichen noch keine alarmierenden Zahlen auf. Dennoch müsse die Lage realistisch ernst eingeschätzt werden, hieß es am Ratstisch. Zum Beispiel liegt die Altersarmut mit 2,1 Prozent unter jener in Sinsheim, Bruchsal oder Bensheim. Auch bei der Kinder- und Jugendarmut sieht es in den Vergleichsstädten schlechter aus. Im Vergleich ist in Weinheim die Frauenbeschäftigungsquote mit 55,1 Prozent niedrig, ebenso die Zahl der geringfügig Beschäftigten. 25,3 Prozent der Bevölkerung müssen ihr Gehalt „aufstocken“, damit es zum Leben reicht. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der „Hochqualifizierten am Arbeitsort“ mit 21,4 Prozent hoch.

Eine App und eine Ape

Und auch das gab es im Ausschuss: Sie ist blau, ihr Lack glänzt, und wenn sie ihre Klappen öffnet, kommen große Monitore zum Vorschein. Die neue Ape, die als Medien-Info-Mobil in Weinheim eingesetzt werden soll, begrüßte im Foyer der Stadthalle die Mitglieder des Sozialausschusses. Das dreirädrige Fahrzeug im lässigen italienischen Piaggio-Stil ist das neue Medienmobil, mit dessen Hilfe ältere Menschen mit modernen Medien vertraut gemacht werden können. Angeschafft und medial ausgestattet wurde es von den Weinheimer Jugendmedien. Vom Stadtseniorenrat und dem Netzwerk Mehrgenerationenhaus soll das Mobil in der Seniorenarbeit, auf Festen und bei Zusammenkünften eingesetzt werden.

Das Mobil macht Schulungen am Smartphone, am Computer und anderen Endgeräten möglich. Es bietet sogar W-LAN und kann an Vereine ausgeliehen werden. Die Ape sorgte für Staunen und Bewunderung in der Stadthalle, heißt es in einem Bericht der Stadt Weinheim.

Stefanie Grün, die Weinheimer Digitalisierungsbeauftragte, berichtete gemeinsam mit Sven Holland von den Weinheimer Jugendmedien und Lena Loge vom Netzwerk Mehrgenerationenhaus von vielen digitalen Angeboten für Senioren in der Stadt. Geplant ist auch der Erwerb eines „Digital-Führerscheins“ für alle Altersgruppen und Kulturen. Helfen soll außerdem eine Senioren-App. Unter anderem wird eine Austausch-Plattform „Pflege“ aufgebaut. Für die Digitalisierung stehen den älteren Menschen unter anderem „Digitallotsen“ zur Verfügung. Dazu erläuterte Sonja Kühn aus dem Vorstand des Stadtseniorenrates den aktuellen Stand. Norbert Kramer und Helmut Holland sind die ersten beiden „Digitallotsen“, die Beratung und Schulung anbieten. Im Oktober auf der nächsten kommunalen Pflegekonferenz sollen schon mehr Details der Plattform gezeigt werden. Im Ausschuss gab es großes Lob.

Der demografische Wandel

Mit statistischen Daten arbeitet auch die Kreisseniorenplanung für Weinheim, die Ute Schleh erläuterte, die im Fachamt für den demografischen Wandel zuständig ist. Da es in Weinheim viele Ein-Personen-Haushalte gibt (36 Prozent), gebe es „viel Potenzial für frühzeitige Überlegungen zur altersgerechten Wohnanpassung“, sagte Ute Schleh. Sie erwartet aber in den bevorstehenden Neubaugebieten „Allmendäcker“ und „Westlich Hauptbahnhof“ mehr Angebote.

Auch die Stadt selbst verbessere sich als Vermieter: Bei der Sanierung des Wohnkomplexes in der Mannheimer Straße werden zehn barrierefreie Wohnungen entstehen. Sie verwies auch auf die Handlungsempfehlungen aus der Kreisseniorenplanung, in der unter anderem von einer Gesamtstrategie zum „Wohnen im Alter“ die Rede ist, sowie auf kommunale Förderung von inklusiven Wohnformen und Bürgerbeteiligungsprozesse.

Sprecher der Verwaltung und der Fraktionen verwiesen jeweils auf die Weinheimer Netzwerkarbeit am Runden Tisch Demografie, in dessen Umfeld auch eine AG Gesundheitstag arbeitet sowie der Verein „Leben mit Demenz“. Zwei Pflegekonferenzen – die ersten im Kreis – haben stattgefunden, dazu ein Runder Tisch der ambulanten Pflegedienste. Wichtig seien auch die wissenschaftlich begleiteten Rathausgespräche gewesen. Gut ausgestattet sei Weinheim mit stationären Pflegeeinrichtungen. Es gebe aber trotz Verbesserungen weitere Bedarfe an Tages-, Nacht- oder Kurzzeitpflege.