WNOZ 13.02.2021
Noch hält sich der Andrang in den deutschen Impfzentren in Grenzen. Das könnt sich bereits in wenigen Wochen ändern.
Von Stefanie Ball
Wann ist die Pandemie vorüber? Dies bleibt die zentrale Frage in der Coronakrise. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat versprochen, dass bis zur Bundestagswahl am 26. September alle Menschen, die wollen, geimpft sind.
Wie viele Menschen wurden schon geimpft?
Die weltweite Impfquote liegt bei 2 Prozent (Quelle: Our World in Data, angesiedelt an der Oxford Universität). Spitzenreiter ist Israel mit einer Impfquote von fast 71 Prozent, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten (48 Prozent). Auch Großbritannien kommt bereits auf 21 Prozent, die USA auf 14 Prozent. Abgeschlagen die EU mit 4 Prozent. In Deutschland liefert das Robert Koch-Institut ein tägliches Impfmonitoring. Danach liegt die Quote in Baden-Württemberg und Hessen bei der Erstimpfung bei 2,8 Prozent, bei der Zweitimpfung sind es 1,1 Prozent. Besser sieht es in Rheinland-Pfalz aus: 3,6 Prozent Impfquote bei der Erstimpfung, 1,9 Prozent Zweitimpfung, das ist der beste Wert bundesweit.
Wie viele Dosen werden pro Tag verimpft?
Die maximale Auslastung der Impfzentren liegt bundesweit bei 300 000 Impfungen pro Tag, aktuell werden täglich 140 000 Impfungen geleistet. Noch besteht das Problem darin, dass es weniger Impfstoff gibt, als theoretisch verimpft werden könnte. Schon bald wird sich das Verhältnis aber umkehren. Das Zentralinstitut (Zi) für die Kassenärztliche Versorgung – ein Forschungsinstitut, getragen von den Kassenärzten – warnt, dass schon im März die Kapazitäten der Impfzentren nicht mehr ausreichen, um alle verfügbaren Dosen zu verimpfen. Die Basis für die Berechnungen des ZI bilden die laut Bundesgesundheitsministerium zugesagten Impfstoffmengen durch die Hersteller sowie die angenommene maximale Auslastung. Ab Mai entsteht ein Überangebot in der Größenordnung von mehr als drei Millionen Impfungen pro Woche, die im Sommer bis auf 7,5 Millionen ansteigt. Diese Lücke ist nach Einschätzung des Zi nur durch eine schnellstmögliche Einbeziehung aller niedergelassenen Ärzte zu schließen. Laut Zi liegt die Kapazität der Arztpraxen bundesweit bei mindestens einer Million Impfungen täglich.
Wann werden niedergelassene Ärzte impfen können?
Rheinland-Pfalz hat am Freitag angekündigt, am 1. März mit einem Pilotprojekt in vier niedergelassenen Arztpraxen (Pfalz, Rheinhessen, zwei in der Eifel) zu starten. Ziel ist, in einem ersten Schritt über 80-Jährige, die zu Hause leben (rund 20 000), zu impfen. Dafür soll es einen konkreten Impfaktionstag geben, an dem die Praxen mit mobilen Teams die Betroffenen, die zuvor einer Impfung zugestimmt haben, aufsuchen. Baden-Württemberg will die mobilen Impfteams (insgesamt sind es rund 150), die derzeit noch in den Alten- und Pflegeheimen unterwegs sind, im Laufe des März aber damit durch sind, für Vor-Ort-Verimpfungen einsetzen. Bürgermeister könnten sich dann melden, eine Stadthalle zur Verfügung stellen, und mobile Impfteams würden dort einen Impftag anbieten.
Wann könnten alle, die wollen, geimpft sein?
Auch hierfür hat das Zentralinstitut der Kassenärzte verschiedene Szenarien modelliert. Die Basis bilden die Zusagen der Hersteller, wie viel Impfstoff sie in diesem Jahr liefern werden. Außerdem wird davon ausgegangen, dass alle 70 Millionen über 18-Jährige geimpft werden möchten. Wenn im Laufe dieses Jahres neben den bereits zugelassenen Impfstoffen von Biotech, Moderna und AstraZeneca weitere Impfstoffe dazukommen (in der Pipeline sind Janssen, Curevac aus Tübingen sowie Sanofi/GSK), stünden sechs Impfstoffe zur Verfügung. Wenn dann alle Dosen schnellstmöglich verimpft werden können, wäre am 30. August das Ziel erreicht. Mit der Erstimpfung wären die 70 Millionen am 27. Juli durch. Sollte es nur die drei zugelassenen Vakzine geben, verzögert sich das Ganze; in dem Fall wäre der 30. Oktober das Datum, an dem alle Erwachsenen vollständig geimpft wären.
Wann ist der Inzidenzwert von unter 35 erreicht – der die neue Grenze markiert, ab der mehr Öffnungen möglich sein sollen?
Das Zi berechnet – jeden Tag neu – auf Grundlage der aktuellen 7-Tage-Inzidenz und des R-Wertes (das ist die Kennzahl, die angibt, wie viele Gesunde ein Infizierter im Schnitt ansteckt) das Datum, an dem die jeweilige Zielinzidenz erreicht wird. Während eine 7-Tage-Inzidenz von 35 in Städten wie Heidelberg schon erreicht ist, ist es in Ludwigshafen, Landau und im Odenwaldkreis nächste Woche so weit. Worms dagegen müsste danach noch bis Mitte März warten, Mannheim bis Mitte April, der Kreis Bergstraße bis Anfang Juni.