„Isch hätt emol gern en Impftermin“

Weinheimer Stadtseniorenrat hilft mit großem Einsatz älteren Bürgern bei der Terminsuche – Buchungen nach Mitternacht

Weinheim. Die Uhren gehen schon einige Zeit anders bei Sonja Kühn, Senta Amann und den anderen Vorstandsmitgliedern des Stadtseniorenrates Weinheim. Dass sie zum Beispiel nach Mitternacht noch eine ganze Weile am Computer sitzen, wenn alle anderen längst schlafen, gehört seit zwei Wochen zum Alltag. Das hat einen Grund: Der Stadtseniorenrat Weinheim hilft – selbstlos und ehrenamtlich – den älteren Bürgerinnen und Bürger bei der Suche nach einem Impftermin im Kreis-Impfzentrum in Weinheim. Und das ist sehr schwierig, wie man weiß – vor allem für Menschen ohne Computerkenntnisse. Denn es gibt genau zwei Arten, wie das Land Impftermine vergibt: entweder online auf www.impferminservice.de oder telefonisch auf der Hotline 116117. Dass viel mehr Menschen Termine wollen (und brauchen) als angeboten werden, macht das Unterfangen weiter schwierig bis heikel. Oberbürgermeister Manuel Just hat den Damen und Herren im Telefondienst des Stadtseniorenrates am Mittwochabend in seinem Corona-Bericht im Gemeinderat ausdrücklich gedankt.

Die ganze ehrenamtliche Arbeit ist für den Stadtseniorenrat eine große Aufgabe. An vier Tagen in der Woche schieben drei Personen für jeweils zwei Stunden an drei Telefonleitungen Dienst – und auch das reicht bei der Nachfrage oft nicht aus. Zehn Personen wechseln sich ab; in den ersten drei Wochen sind über 100 Stunden zusammengekommen. Etwa 30 bis 40 Anrufe pro „Schicht“ werden geschafft. Bislang konnten schon mehr als 100 Senioren der Altersklasse Ü80 mit der Hilfe des Stadtseniorenrates einen Termin ergattern.

Zum Nachtdienst kommt es deshalb, weil Hotline und Internetseite tagsüber meistens überlastet sind. Daher versuchen es die mittlerweile gewieften Helfer oft nach Mitternacht; da ist der Andrang geringer und die Aussicht auf Erfolg größer.

„Isch hätt emol gern en Impftermin“. Mit diesem Wunsch beginnen die meisten Telefongespräche. Der Anrufer hinterlässt im Allgemeinen seinen Daten, so dass er zurückgerufen werden kann. Die Frauen und Männer vom Stadtseniorenrat nutzen dann die nächste freie Minute, um die Online-Beantragung vorzunehmen. Es gibt aber auch viele ältere Herrschaften, die einfach mal ihrem Ärger Luft machen wollen angesichts der für sie oft unbefriedigenden Impfsituation. „Manchmal brauchen die Menschen nur jemanden, der ihnen zuhört“, schildert Sonja Kühn, die Stellvertretende Vorsitzende des Stadtseniorenrates. Die meisten Senioren, die Hilfe brauchen, können aber wirklich nicht mit dem Internet umgehen; haben auch keine Kinder- oder Enkelkinder, die helfen können oder wollen.

„Die Zielgruppe liegt uns am Herzen, und es bereitet uns Freude, dass wir helfen können. Wir leisten einen Beitrag, um die Pandemie zu bewältigen, indem die kritische Zielgruppe schnell geimpft wird“, beschreibt Sonja Kühn.

Und so geht es: Zu den Sprechzeiten (Montag und Dienstag von 15 Uhr bis 17 Uhr sowie Mittwoch und Donnerstag von 10 Uhr bis 12 Uhr) können Senioren auf den städtischen Telefonnummern 06201 / 82-901, -902 und -903 auf dem Festnetz anrufen und mit einem Mitglied des Stadtseniorenrates sprechen, um bei der Suche nach einem Impftermin im Kreisimpfzentrum weiterzukommen