Weinheim. Oberbürgermeister Manuel Just lässt beim Badeverbot für den Waidsee (außerhalb des Strandbades) wegen haftungsrechtlicher Bedenken zwar nicht mit sich reden. Aber er sucht jetzt nach Möglichkeiten, wie der Streit um die neue Rechtsverordnung für den Waidsee entschärft werden kann.
Dabei kommt ihm einerseits die neue Corona-Verordnung zugute, die seit Montag angesichts der niedrigen 7-Tage-Inzidenz Perspektiven für ein erweitertes Angebot im Strandbad eröffnet. Andererseits ist der öffentliche Druck in den vergangenen Tagen stetig gestiegen. Am Mittwoch meldete sich nun auch der Stadtseniorenrat (SSR) Weinheim mit eigenen Vorschlägen zu Wort: Der SSR fordert eine Öffnung des Strandbades bereits ab 7 Uhr (bisher 9 Uhr), einen späteren Kassenschluss (19.30 statt 19 Uhr), eine „Frühschwimmerkarte“ (von 7 bis 10 Uhr) und eine „Abendkarte“ (ab 17.30 Uhr) – beide mit ermäßigten Tarifen. Darüber hinaus regt der SSR an, einen zusätzlichen Zugang für Schwimmer einzurichten, der insbesondere älteren Menschen den Weg ins Wasser erleichtern könnte. Hierzu solle ein Handlauf installiert werden, der vom Ufer einige Meter in den See führt.
Diese Maßnahmen halte man „aufgrund der geänderten Situation bezüglich des sogenannten Wildbadens im Waidsee als Ausgleich und als Entgegenkommen der Stadt Weinheim für ratsam“, teilte der Stadtseniorenrat mit.
Abschließend heißt es in dem Schreiben an den Oberbürgermeister: „Das Schwimmen, die Bewegung im Wasser und die Erholung am Waidsee sind für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen, insbesondere für ältere Menschen, wichtig.“
Am Mittwochnachmittag informierte Oberbürgermeister Just den Gemeinderat über die aktuell geplanten Schritte: „Vor dem Hintergrund der neuen Regelungen prüfen wir, ob zusätzliche Zeitfenster für Früh- und Spätschwimmer zu einem ermäßigten Preis eingerichtet werden können. Wir denken dabei an die Zeiträume zwischen 7.30 und 9 Uhr und 19 bis 20.30 Uhr. Dabei ist zu beachten, dass die Erweiterung der Öffnungszeiten einen zusätzlichen Personalbedarf verursachen würde und damit zusätzliche Kosten. Ebenfalls geprüft wird die Einführung von Monatskarten. Die zu treffenden Entscheidungen müssten nach unserem heutigen Verständnis zunächst nur für das laufende Jahr 2021 getroffen werden und rechtzeitig vor der Badesaison 2022 nochmals zur Diskussion gestellt werden.“
Am Dienstag hatte die Stadt angekündigt, dass sie ab Freitag, 2. Juli, deutlich mehr Besucher ins Strandbad einlassen wird. Die Kapazität steigt dann von 2600 auf 4050 Tickets pro Tag.
Vergangene Woche waren bereits 500 Unterschriften gegen das Badeverbot im Rathaus abgegeben worden. Eine Online-Petition auf der Internetplattform des Vereins „Campact“ mit demselben Ziel haben mittlerweile mehr als 1600 Menschen (Stand: Mittwoch, 17 Uhr) unterzeichnet.
Zur Diskussion stehen seit Montag auch konkrete Vorschläge der Fraktion der Grünen/Alternativen Liste (GAL), die unter anderem eine „Kurzschwimmkarte“ und die Wiedereinführung von Dauerkarten beantragt hat.
Der Stadtjugendring hat ferner vorgeschlagen, in den Sommerferien Weinheimer Kindern und Jugendlichen – in einem noch zu bestimmenden Umfang – freien Eintritt ins Strandbad zu gewähren. Dieser Idee möchte OB Just „gerne folgen“, wie er am Mittwoch mitteilen ließ. Man prüfe derzeit „auch diesbezüglich die Umsetzung“. pro