WNOZ 13.02.2021
Rund 80 700 Impfwillige warten auf Rückmeldung / Bearbeitung beginnt nächste Woche
Von Michael Schwarz
Nachdem es viel Kritik gab an der Vergabe der Termine für Corona-Impfungen, hat Baden-Württemberg seine Strategie geändert. Seit Montag ist das Recall-System in Betrieb. Mit diesem werden Anrufer, die über die Telefonnummer 116 117 einen Termin ausmachen möchten, auf einer Warteliste registriert und bekommen später einen Termin – sobald dieser verfügbar ist – per Telefon oder Mail mitgeteilt. Soweit die Theorie. Wie sieht die Bilanz nach den ersten fünf Tagen aus? „Derzeit gibt es auf der Warteliste rund 80 700 Einträge“, erklärt ein Sprecher des Stuttgarter Sozialministeriums am Freitagnachmittag auf Anfrage. Die Abarbeitung der Warteliste beginne in der kommenden Woche. Um Impftermine können sich Menschen der ersten Gruppe – also Über-80-Jährige und medizinisches Personal – über die Hotline oder über das Internet bemühen. Für die Vergabe der Termine im Südwesten arbeitet ein Callcenter mit rund 600 Mitarbeitern, am Freitagnachmittag waren es etwa 300.
Großer Ansturm auf Hotline
„Erfahrungsgemäß melden sich mehr Menschen über das Internet. Allerdings hat die Bekanntgabe, dass man sich in Baden-Württemberg auf eine Warteliste setzen lassen kann, zu einem großen Ansturm auf die Telefonhotline geführt“, so der Sprecher. In dieser Redaktion meldeten sich in den ersten Tagen, in denen das Recall-System zur Verfügung stand, viele Leser, die vergeblich versuchten, sich in die Wartelisten einzutragen. Sie kamen in der Hotline nicht durch. „Die Wartezeit beträgt im Schnitt bisher unter zehn Minuten. Hier gibt es aber größere Schwankungen“, sagt der Sprecher von Sozialminister Manne Lucha (Grüne). Am Freitag sei die Wartezeit im Schnitt unter einer Minute gewesen – bei mehr als 10 000 Anrufern. Gerade morgens gebe es regelmäßig sehr hohe Anruferzahlen, so dass die Erreichbarkeit der Hotline eingeschränkt sein könne. Vor allem am vergangenen Montag, am ersten Tag des neue Systems, war die Hotline sehr stark frequentiert. Für den SPD-Sozialpolitiker Rainer Hinderer stellt sich die Frage, wie das Onlineverfahren besser mit der Telefonhotline verknüpft werden kann. „Schließlich gibt es die Online-Anmeldungen immer noch. Der Sprecher Luchas erklärt darauf, es sei „sehr schwierig, eine Gewichtung ,Hotline – Website – Warteliste’ vorzunehmen, da dies auch ein Stück weit von den Terminen abhängt, die jeweils vor Ort eingestellt werden“. Temporär könne es jedoch sein, „dass es über die Website weniger Termine zur freien Vergabe gibt, weil diese über die Warteliste vergeben werden“, sagt er. Generell vergebe das Callcenter die Termine nach der Reihenfolge des Eingangs. „Doch leider hängen weiter viele Leute in der Warteschleife fest“, berichtet Hinderer. Zentral sei, so der Sprecher Luchas, dass der Mangel an Impfstoff bestehen bleibe. „Die Warteliste ist ein Instrument, den Mangel besser zu verwalten, aber sicher kein Allheilmittel“, so der Sprecher. In den zentralen und kommunalen Impfzentren könnten in Baden-Württemberg am Tag 60 000 Menschen geimpft werden. Derzeit seien es jedoch weiter nur rund 7000 täglich.