Interview Christel Meppelink

Ankommen, mitmachen, dazugehören

Senioren: Christel Meppelink ist vor zwei Jahren nach Weinheim gezogen.Im Interview berichtet sie, wie ihr der Neustart gelungen ist – mit Eigeninitiative, Ehrenamt und Unterstützung des Stadtseniorenrats

Nach dem Umzug zum Wohnort ihrer Tochter hat Christel Meppelink (rechts)
– hier im Gespräch mit Siggi Freund vom Stadtseniorenrat –
in Weinheim neue Kontakte, Aufgaben und Lebensfreude gefunden.

Weinheim. Mit zunehmendem Alter stellt sich für viele Menschen die Frage: Wie möchte ich meinen letzten Lebensabschnitt gestalten? Wo kann ich im Alter leben, ohne einsam zu werden? Viele Seniorinnen und Senioren wünschen sich, in der Nähe ihrer Familie zu sein, zögern jedoch, ihre vertraute Umgebung gegen das Unbekannte einer neuen Stadt einzutauschen. Christel Meppelink hat diesen Schritt vor zwei Jahren gewagt und ist inzwischen in Weinheim bestens angekommen. Wir haben nachgefragt, wie ihr das gelungen ist.

Frau Meppelink, was war für Sie die größte Herausforderung, als Sie an den Wohnort Ihrer Tochter gezogen sind?

Christel Meppelink: Ich habe mir natürlich Sorgen gemacht, ob ich in meinem Alter noch neue soziale Kontakte finden und Aktivitäten entdecken kann, die mich erfüllen und mir Freude bereiten. In meiner früheren Heimat war ich gut vernetzt und hatte einen festen Freundeskreis.

Nützliche Adressen für Senioren

    • Stadtseniorenrat Weinheim, Telefon 06201/184390; stadtseniorenrat@ssr-whm.de
    • AWO Weinheim, Telefon 06201/48530, arbeiterwohlfahrt@awo-rhein-neckar.de
    • DRK Weinheim, Telefon 06201/ 19222
    • Kulturbüro Weinheim, Telefon 06201/82592, Obertorstraße 9
    • Kulturparkett Rhein-Neckar, Telefon 0621/44599550; kulturparkett-rhein-neckar.de
    • Senioren-App, Telefon 06201/7772590, info@seniorenapp-weinheim.de
    • Theaterbus nach Heidelberg, gruppenangebote@theater.heidelberg.de

Was haben Sie unternommen, um neue Menschen kennenzulernen und Freizeitbeschäftigungen zu finden?

Meppelink: Zunächst habe ich gemeinsam mit meiner Tochter im Internet ganz allgemein recherchiert und dabei herausgefunden, dass es hier eine Gruppe gibt, die sich wöchentlich zum Doppelkopfspielen trifft – ein Kartenspiel, das ich auch in meiner alten Heimat regelmäßig gespielt habe. Bei der Recherche hat mir geholfen, dass ich recht gut mit digitalen Medien vertraut bin.

Irgendwann sind Sie dann auch auf den Weinheimer Stadtseniorenrat gestoßen.

Meppelink: Ja, das stimmt. Beim Neubürgerempfang im Rathaus erhielt ich bereits wertvolle Hinweise zu städtischen und einigen sozialen Institutionen, an die man sich als Senior wenden kann. Einer meiner Doppelkopf-Mitspieler, der im Stadtseniorenrat aktiv ist, hat mich zudem auf die vielfältigen Angebote des Stadtseniorenrats aufmerksam gemacht. Über die Homepage und die Sprechstunde des Stadtseniorenrats konnte ich dann herausfinden, welche Aktivitäten mich besonders interessieren.

Man muss selbst aktiv werden – Christel Meppelin

 

Und sind Sie fündig geworden?

Meppelink: Ja, gleich mehrfach. Ich nehme regelmäßig am Gesellschaftsspielenachmittag teil und engagiere mich einmal pro Woche ehrenamtlich als Lesebegleiterin. Wir helfen Grundschulkindern beim Lesenlernen, was mir besonders viel Freude bereitet. Durch den Austausch mit anderen Lesebegleiterinnen und -begleitern entstehen immer wieder neue Kontakte. Außerdem gab es ein Ehrenamtstreffen mit abwechslungsreichem Programm, das die Stadt organisiert hat.

Das Ehrenamt gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Haben Sie noch weitere Ehrenämter?

Meppelink: Ja, das stimmt. Vor einigen Monaten las ich in der Zeitung, dass das Bodelschwingh-Heim ehrenamtliche Helfer sucht, die den Bewohnerinnen und Bewohnern Unterhaltung und Gespräche anbieten und ihnen vor allem auch Aufmerksamkeit schenken. Die Bewohner des Heims haben ein ganz besonderes Bedürfnis nach emotionaler Zuwendung. Sie wollen sich mitteilen, wollen hören und gehört werden. Wir wissen ja alle, dass Einsamkeit im Alter ein großes Problem sein kann. Es ist erstaunlich, wie viel Freude man durch regelmäßige Besuche schenken kann. Viele der Bewohner sind auch ans Bett gebunden und schon deshalb hauptsächlich allein, zumal nicht jeder Bewohner von Angehörigen oder Bekannten besucht wird.

Seit Kurzem sind Sie auch Demenzbegleiterin. Das ist Neuland für Sie.

Meppelink: Ja, in dieser Richtung habe ich noch keine Erfahrungen gesammelt. Ich habe über die Presse erfahren, dass an einer Demenzbegleitung Interessierte gesucht werden, und mich daraufhin bei den entsprechenden Ansprechpartnern gemeldet.

Ich stehe noch am Anfang dieser Aufgabe und bin gespannt, welche Möglichkeiten es gibt, Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zu unterstützen. Das scheint mir eine sehr erfüllende Aufgabe zu sein.

Wir wissen ja alle, dass Einsamkeit im Alter ein großes Problem sein kann – Christel Meppelink

 

Finden Sie die Angebote für Senioren in Weinheim ausreichend?

Meppelink: Nach meiner Erfahrung ist das absolut so. Mit ein wenig Eigeninitiative kann jeder Aktivitäten, Gruppen und Kontakte finden, um den Alltag abwechslungsreich und erfüllend zu gestalten. Neben dem Stadtseniorenrat bieten auch andere Institutionen gesellige Treffen an, besonders auch die Kirchen. Und es gibt beispielsweise den Kaffeeball mit Tanz, an dem ich auch schon teilgenommen habe. Es gibt aber nicht nur Freizeitbeschäftigungen und Ehrenämter, sondern auch kulturelle Angebote. Mir fällt zum Beispiel der Theaterbus ein oder der Kulturpass der Stadt, mit dem man vergünstigt oder manchmal sogar kostenlos kulturelle Veranstaltungen besuchen kann.

Haben Sie einen Tipp für ältere Neubürger, wie sie sich an das neue Zuhause gewöhnen können?

Meppelink: Es lohnt sich auf jeden Fall, Kontakt mit dem Stadtseniorenrat oder anderen sozialen Institutionen aufzunehmen, den Veranstaltungskalender der Tageszeitung aufmerksam zu studieren und das Kulturbüro der Stadt aufzusuchen.

Gibt es etwas, das Sie bei dem vielfältigen Angebot für Senioren vermissen?

Meppelink: Da ich sehr gerne lese, würde ich mich über eine Literatur- oder Lesegruppe freuen, in der man sich mit Gleichgesinnten über Bücher austauschen kann.

Wie wir dem Gespräch entnehmen, fühlen Sie sich in Weinheim sehr gut aufgenommen.

Meppelink: Das kann ich bestätigen. Weinheim ist mir inzwischen schon zu einem großen Teil Heimat geworden, allerdings habe ich mich auch wirklich aktiv bemüht, Fuß zu fassen. Ein gewisses Maß an Eigeninitiative ist dazu nötig, aber wenn man die angebotenen Beratungen und Angebote nutzt, wird man schnell fündig.