Jubiläumsfeier des SSR (Weinheimer Woche)

 

Es wurde schon sehr viel erreicht

1983 wurde der Stadtseniorenrat (SSR) in Weinheim gegründet. Einer der ersten seiner Art. Damals hieß das, dass der Vorstand unter der Vorsitzenden Ursula Kruse Pionierarbeit leisten musste.
Das ist heute anders. Und es ist viel passiert in der Arbeit für und mit der älteren Generation in Weinheim. Aber Wünsche – die gibt es weiter, wie in der Jubiläumsveranstaltung vergangene Woche deutlich wurde.„Wir wünschen uns mehr Gehör im Gemeinderat und den politischen Entscheidungsträgern für die Belange der Seniorinnen
und Senioren.“ Senta Amann, amtierende Vorsitzende des Stadtseniorenrats im Tandem mit Sonja Kühn, machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube, als es darum ging, was die Arbeit des SSR aus ihrer Sicht braucht. Für sie gehörte dazu auch ein Multifunktionsraum im neu zu planenden Mehrgenerationenhaus, um der Institution eine Heimat mit vielfältigen Möglichkeiten zu bieten. Der sollte dann auch gleich genutzt werden von weiteren Ehrenamtlichen, die den SSR in seinen Angeboten unterstützen. Das zumindest war der Wunsch von Sonja Kühn.Strukturen schaffen. Die Wunschstunde der beiden Vorsitzenden stand am Ende einer Feierstunde zum 40-jährigen Jubiläum des SSR, das der Vorstand zusammen mit seinen Gästen in den Räumen der Casinogesellschaft feierte. „Wir hatten ein bisschen Angst, ob wir die 100 Gäste
zusammenbekommen“, gestanden Kühn und Amann in ihrer Begrüßung. Das hatte sich beim Blick durch die vollbesetzten Stuhlreihen und die vielen Besucher*innen, die auch vor den geöffneten Türen den Ausführungen zuhörten, schnell erledigt. Ganz im Gegenteil der zu leistenden Arbeit.

Die Gründung des Weinheimer SSR sah Dr. Adalbert Knapp, der zusammen mit Lena Loge (Integration Central Weinheim) einen Blick in dessen Geschichte warf, als Reaktion auf die schon in den 1980er Jahren zu beobachtenden demografischen Wandel. „Es mussten Strukturen geschaffen werden, es galt, etwas aus dem Boden zu stampfen“, beschrieb Knapp die Anfangszeit, auf die auch Oberbürgermeister Manuel Just in seinem Grußwort einging. „Der Stadtseniorenrat ist eine Institution, deren Bestehen für die Seniorinnen und Senioren in der Stadt von zentraler Bedeutung ist“, lobte er das Wirken des SSR. An dessen Beginn, so der OB, standen Veranstaltungen zur Vernetzung der Menschen und Ermöglichung von Teilhabe im Fokus.Spielenachmittag und BabbelbankDas hat sich bis heute nicht geändert. Es geht weiter darum, dass die Senior*innen Angebote erhalten, um sich zu vernetzen, um aktiv zu sein, um der Einsamkeit entgegenzuwirken. Das sind zum Beispiel die Babbelbank, das sind Stick-Cafés und Spielenachmittage. Es geht zudem weiterhin um Teilhabe etwa im Bereich der Digitalisierung, ein Thema, dem sich mittlerweile viele der Stadtseniorenräte in BadenWürttemberg als Schwerpunkt widmen, wie Vorstandmitglied und Stadtrat Andreas Marg sagte. Mittlerweile gibt es mehr als 180 Stadtseniorenräte im Ländle, die sich auf Kreis- und Landebene zu Vertretungen zusammenschließen. „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden“, hieß es aus dem Vorstand. Was den Vorstandsmitgliedern aber wichtig ist: Sie möchten weiter aufmerksam machen auf die Bedürfnisse der älteren Generation. Und mehr. „Wir möchten mitgestalten“, forderte Kühn einen Sitz für den SSR in weiteren politischen Ausschüssen, schließlich müssten bei verschiedenen Entscheidungen auch der Bedarf von Senior*innen mitgedacht werden.
Wie wichtig die Arbeit der Institution gerade in Krisenzeiten ist, zeigte der Blick auf die Corona-Pandemie. Als die Impfungen verfügbar waren, zog der SSR alle Register, um
für die alten Menschen Impftermine an Land zu ziehen. „Das war ein bisschen wie zocken für mich“, gestand Amann mit einem Grinsen. Die Belohnung: Mehr als 1.000 Termine konnte der SSR für Senior*innen, die sich mit der Online-Buchung schwertaten, buchen. Viele davon zu nächtlichen Zeiten.

Großer Wunsch: Sozial-Card

Das Fazit der Feierstunde: Der SSR ist in Weinheim gut aufgestellt. Vor allem, weil man auch mit der Verwaltung beziehungsweise den zuständigen
Ämtern einen guten Draht hat. „Das ist eine sehr gute Grundlage. Aber“, so hieß es aus den Vorstandsreihen, „es gibt noch sehr viel zu tun.“ So müsse das
Miteinander zwischen Ehrenund Hauptamt gegeben sein. Und ein wichtiges Anliegen des SSR ist noch nicht umgesetzt. Das ist die Sozial-Card
für Weinheim. Für Menschen, die es finanziell nicht einfach haben, könnte ein solches „Scheckkärtchen“ eine große Hilfe sein, weil sie die Papierflut vereinfacht und die Scham reduziert. Aber es muss ja auch noch Zukunftsaufgaben geben für den SSR in den nächsten 40 Jahren. (cs